Streifzuege durch Celebes by Ferdinand Emmerich

Streifzuege durch Celebes by Ferdinand Emmerich

Autor:Ferdinand Emmerich [Emmerich, Ferdinand]
Die sprache: eng
Format: epub
Tags: Travel
Herausgeber: MOST Publishing


Siebentes Kapitel.

Durch einen tiefen Gebirgseinschnitt erreichten wir den Nordabhang des Höhenzuges, der wie ein Rückgrat diesen Arm der Insel durchzieht. Im Tale lagen acht Hütten aus Gras und Mattengeflecht. Jedes dieser geräumigen Bauwerke ruhte auf Pfählen und trug ein in eine Spitze auslaufendes Dach. In einer Umzäunung weideten Büffel, Bergschafe, Schweine und zahlreiche Hühnervögel. Ein ausgedehnter Wald von Kokospalmen sowie zahlreiche Anpflanzungen mit Pisangs bewiesen den haushälterischen Sinn dieser Wilden.

Dumpfe Schläge auf einer Art Trommel zeigten uns, daß die Bewohner des Dörfchens Anstalten zu unserm festlichen Empfange trafen. Eine Schar Kinder lief uns entgegen. Sie hatten sich rote Blüten ins Haar gesteckt und ein paar frische Palmenwedel über Brust und Schulter befestigt. Die Männer trugen jetzt breite Gürtel aus Bast, in die ringsum die gebogenen Hauer der Hirscheber eingeflochten waren, Lange Lanzen mit roh geschmiedeten Eisenspitzen sowie Bogen und Pfeile bildeten die Bewaffnung.

Wir hatten in unsern Säcken alles an Geschenkartikeln zusammengesucht, was wir entbehren konnten. Diese zahlreichen, für uns fast wertlosen Kleinigkeiten übergab ich demjenigen der Männer, den ich für den König, oder wie er sich sonst nennen mochte, angesehen hatte. Durch Pantomimen deutete ich an, daß die Sachen für die gesamte Einwohnerschaft bestimmt seien. – Zu dieser letzteren Andeutung machte der Alte zwar ein saures Gesicht, denn er hätte alle die Dinge am liebsten für sich behalten. Schließlich wich er jedoch der Gewalt der über ihn herfallenden Weiblichkeit und verteilte gewissenhaft Stück um Stück an seine »Untertanen.« Nur eine leere Whiskeyflasche, deren Bedeutung ihm allerdings nicht bekannt war, behielt er für sich.

Als sich das erste Erstaunen über alle die fremdartigen Gegenstände ein wenig gelegt hatte, zog uns eine ältere Frau zu einer geräumigen Hütte, die etwas abseits vom Dorfe zwischen den Palmen stand. Sichtlich war sie eben erst von den Eigentümern geräumt worden. Hier konnten wir unsere Packsäcke niederlegen und die Nacht verbringen, wie wir aus der Geberdensprache der Frau entnahmen.

»So, jetzt wären wir glücklich unter Dach und Fach,« sagte ich zu meinen Gefährten, die damit beschäftigt waren, das Gepäck aufzustellen. »Nun fragt es sich, wie wir es anstellen sollen, um wieder fortzukommen.«

Gyßler lachte laut auf.

»Das ist doch sehr einfach, wir schnallen unsere Bündel und wandern weiter.«

»Meinen Sie? Darüber habe ich meine ganz besonderen Ansichten. Ich habe in der Südsee schon mehrfach die Erfahrung gemacht, daß man wohl in ein Dorf herein, aber nur schwer wieder heraus kann. Die Dajaks im benachbarten Borneo und die Papuas drüben in Neuguinea haben mich damals auch als lieben Gast empfangen. Ich lebte ganz frei zwischen ihnen, aber die Hütte oder das Dorf durfte ich nicht verlassen. Wir wollen sehen, wie man uns hier behandelt. Aber um eines bitte ich Sie, Kameraden, zeigt den Wilden keine Schießwaffen! Augenscheinlich kennen sie diese noch nicht. Geht es dann hart auf hart, dann liegt in dem Blitz und Donner vielleicht unsere Rettung.«

»Glauben Sie wirklich, daß diese Wilden noch keine Ahnung von Feuergewehren haben? Das klingt fast unglaublich. Die Holländer versuchen doch überall ins Innere ihrer Kolonien einzudringen und da wäre es doch merkwürdig, wenn dort noch Menschen lebten, die von ihrem Vorhandensein keine Kenntnis hätten.



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